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Aus dem Tagebuch einer Stiefmutter

VON TANJA KÜSTERS

Christina Klose hat diesen biographischen Roman geschrieben, um sich eine tiefe Enttäuschung und das damit verbundene Leid von der Seele zu schreiben. Doch das Ende des Romans lässt erahnen, wie schwer diese Last noch immer auf ihr ruht. Wunden verblassen, aber zu sehen sind sie ein Leben lang. Das wird am Ende dieses Romans sehr deutlich.

Gesine lernt den Bankbeamten Rüdiger kennen, der ihr jedoch verschweigt, dass er hoch verschuldet ist und die Ehe zu seiner Frau Katrin noch nicht geschieden ist. Einzig die Existenz von Volkmar verschweigt er ihr nicht, denn sein Sohn lebt bei ihm. Gesine ist beiden sofort zugetan und hegt von Beginn an eine innige Bindung zu dem kleinen Volkmar, der ihr Herz im Sturm erobert hat und sehr unter dem gespaltenen Familienverhältnis leidet.

Als Gesine sich vorstellen kann, dass sie Rüdiger lieben kann und eine Ehe mit ihm eingehen könnte und Volkmar als ihren Sohn betrachten kann, erfährt sie das bisher Verschwiegene von Rüdiger und verlässt ihn sofort. Doch Volkmar leidet fürchterlich und eines Abends stehen die beiden vor ihrer Tür. Der große Mann reumütig, der kleine zutiefst verletzt. Gesine verzeiht ihrem Mann und verspricht Volkmar, ihn niemals zu verlassen.

Was dann folgt sind wunderbare Jahre, zwar voller Entbehrungen, denn das Haus muss abgezahlt werden, aber auch voller Harmonie und Gemeinsamkeit. Volkmar ist nie außen vor, immer mit dabei. Doch Gesine allein ist es zu verdanken, dass sie Jahre später dem Schuldenberg von Rüdiger adieu sagen können. Bis es so weit ist, durchlebt die kleine Familie immer wieder Höhen und Tiefen. Rüdiger wird schwer krank und überlebt Gott sei Dank. Dann adoptieren sie die kleine Marion, doch die Gesundheit des Mädchens steht unter keinem guten Stern. Unverdrossen jedoch geht Gesine ihren Weg, immer zum Wohle ihrer kleinen Familie und bemerkt nicht, dass sich ihre Beziehung zu Rüdiger verändert und am Ende eine traurige Wahrheit auf sie wartet. Doch welche Folgen das für sie hat, ahnt sie nicht im Traum und doch muss sie damit leben.

Dieser Roman ist mit solcher Liebe verfasst worden, dass man beim Lesen oft einen Kloß im Hals hat. Volkmar ist nur Gesines Stiefsohn, doch sie liebt ihn wie ihr eigenes Kind. Aber auch umgekehrt erfährt sie die echte Liebe ihres Stiefsohnes. Volkmar vergöttert seine neue Mami, er verehrt sie fast. Beim Lesen gerät man immer wieder ins Schmunzeln, wenn die Autorin über Volksmars Kindermund berichtet. Mit solcher Herzlichkeit und Wärme schreibt sie das Erlebte nieder, dass man immer wieder beim Lächeln ertappt wird. Die Funken der Liebe zwischen Volkmar und Gesine sprühen einem in jedem Wort entgegen.

Doch stets hat man Angst, dass Gesine enttäuscht werden könnte, etwas Schlimmes passieren könnte. Man gönnt ganz besonders ihr und dem Kind alles Glück der Welt und ahnt jedoch zwischen den Zeilen, dass der Weg nicht nur von Sonne, sondern auch von Schatten begleitet wird.
Sprachlich ist der Roman unglaublich fesselnd. Man beginnt auf Seite eins und kann bis zum Schluss das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Man ist gefangen von den lieben Worten, wird von einer Begeisterung in die nächste getragen und schwebt zwischendurch mit Gesine auf Wolke 7. Keine Längen, keine Hänger - nichts dergleichen. Ein biographischer Roman angefüllt mit Herzensgüte und unendlicher Liebe und der Erkenntnis, dass nichts auf ewig ist, wie sehr man es sich auch geschworen und gewünscht hat.

Quelle: www.literaturmarkt.info

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